Traducciones de poemas de 
              Rainer Maria Rilke (1875-1926) 
             
             Aus dem Studenbuch 
            Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, 
              die sich über die Dinge ziehn. 
              Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, 
              aber versuchen will ich ihn. 
            Ich kreisse um Gott, um den uralten Turm, 
              und ich kreise jahrtausendelang; 
              und ich weiss noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm 
              oder ein grosser Gesang. 
            Del Libro de Horas 
            Yo vivo mi vida en anillos crecientes  
              que sobre todas las cosas se extienden. 
              Quizás el último no alcanzaré, 
              pero sí lo intentaré. 
            A Dios le doy vueltas, Torre de tiempos, 
              y así volteo milenios 
              todavía sin saber si soy viento, halcón 
              o acaso una enorme canción. 
            AUS DEN NEUEN GEDICHTEN 
            Leda 
            Als ihn der Gott in seiner Not betrat, 
              erschrak er fast, den Schwan so schön zu finden; 
              er liess sich ganz verwirrt in ihn verschwinden. 
              Schon aber trug ihn sein Betrug zur Tat, 
            bevor er noch des unerprobten Seins 
              Gefühle prüfte. Und die Aufgetane 
              erkannte schon den Kommenden im Schwane 
              und wusste schon: er bat um Eins, 
            das sie, verwirrt in ihrem Widerstand, 
              nicht mehr verbergen konnte. Er kam nieder 
              und halsend durch die immer schwächre Hand 
            liess sich der Gott in die Geliebte los. 
              Dann erst empfand er glücklich sein Gefieder 
              und wurde wirklich Schwan in ihrem Schoss. 
             
            Leda 
            Cuando el dios en su necesidad se le acercó, 
              el esplendor del cisne ya le sorprendió, 
              y así pasmado, a fundirse prosiguió. 
              El truco pronto le condujo a la acción, 
              sin conocer el alma de su anfitrión. 
              Mas Leda tal disfraz reconoció, 
              temiendo lo que el impostor exigiría, 
              cisne pícaro que a su lado descendía. 
              Mientras que ella pretendía oposición, 
              su confusión a penas escondía 
              su pasión. Su frágil mano no podía 
              resistir el cuello que la conquistó. 
              Por fin feliz en su plumaje, Zeus sintió 
              ser en su vientre verdadero cisne y se le entregó.  
            AUS DEM BUCH DER BILDER 
             Herbsttag 
            Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr gross. 
              Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren 
              und auf den Fluren lass die Winde los. 
            Befiehl den letzten Früchten voll zu sein; 
              gieb ihnen noch zwei südlichere Tage, 
              dränge sie zur Vollendung hin und jage 
              die letzte Süsse in den schweren Wein. 
            Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. 
              Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, 
              wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben 
              und wird in den Alleen hin und her 
              unruhig wandern, wenn die Blätter treiben. 
            Del libro de imágenes: Día de otoño 
            Señor:   es hora.   Que largo fue el  verano ! 
Pon tu sombra  sobre el gran reloj solar 
y en los prados deja vientos ya soplar. 
            Ordena que tardías  frutas tomen cuerpo, 
              concédeles dos días  más de sol austral, 
              aliéntales hasta la perfección, penetre 
              así en el vino aquel dulzor final. 
            Quien aún no  tenga casa, no construirá, 
              quien solo esté,  tan solo quedará 
              en velas de lectura, de escritura epistolar 
              y luego inquieto por senderos vagará,  
            mientras hojas huyen  sin jamás llegar.    |