Alfred de Zayas
             
            Alte Zwirnerei, Bazenheid, 22.  November 2008
             
            René  Rilke als Heimatdichter:
            Von bömischer Heimat bis  Waliser Wahlheimat
             
             
            Gott war guter Laune.  Geizen
            ist doch wohl nicht seine Art.
            Und  er lächelte:  da ward
            Böhmen, reich an tausend Reizen.
             
            … Gab den Burschen all, den braven,
            In  die rauhe Faust die Kraft,
            In  das Herz – die Heimatlieder.
             
            “Land und Volk” so heist dieses Heimatgedicht, Nummer 25 aus dem Zyklus neunzig  lyrischer Gedichten, denen der Dichter den Titel “Larenopfer” gab – ein Titel,  der bezeichnend ist, denn die Laren galten im alten Rom als die  Schutzgottheiten des Hauses und der Heimat.
             
            Nach der inneren Musik, Stimmung, Bildhaftigkeit handelt es sich hier um  eine geradezu klassische Heimatdichtung, denn der junge Rilke war von seiner  Heimat berauscht, von ihrer Geschichte, von ihrer Literatur, von den Kirchen,  Brücken, Schlosser, Gärten, Parks, vom Hradschin und von der Moldau, vom  lieblichen Böhmen, - von einem Land, welches er auf seinen Wanderungen durchstreifte,  um Wiesen und Felder, Blumen und Bäume, die Düfte, und den Himmel zu besingen.  
             
            Seine Gefühle hat er in einfacher Dichtung zum Ausdruck gebracht, schön  gereimt und mit vielen Alliterationen.   Gewiss handelt es sich um Jugenddichtung, gewissermassen um Gehversuche in  der Poesie, zweifellos aber  um die  Schritte eines besonders begabten jungen Mannes von 19 Jahren voller  Enthusiasmus, Beobachtungsgabe -- und erfrischender Naivität.  Einige Kritiker meinen freilich, diese Frühgedichte  seien neuromantisch-schwach, seien jugendstilfeiernde klimbimartiger Kitsch.  
             
            Dennoch lohnt es sich sehr, die Larenopfer – diese 90  Gedichten über Rilkes Geburts-  und Vaterstadt Prag, und über sein Heimatland  Böhmen zu entdecken.  Dieser bisher  vernachlässigte Sammlung dient als eine sanfte Einführung in das grosse Werk  Rilkes.  Zwar ist der metaphysische  Dichter der Duineser Elegien hier wohl kaum zu erkennen, jedoch entdecken wir  den Heimatdichter, der sein künstlerliches Leben mit diesen Lieder begann, um  sein erstaunliches Schaffen mit mehr als 400 Gedichten in französischer Sprache  über die schweizerische Landschaft desWallis, seine Wahlheimat, zu beenden. 
             
            Geboren wurde Rilke um Mitternacht am 4 Dezember 1875 im Zentrum Prags –  ein Siebenmonatskind -- höchstwahrscheinlich im Haus seiner mütterlichen  Grosseltern, den Entzes, deren Palais auf der Herrengasse 8 stand – heute die  Panska ulice.  Seine schwangere Mutter  war am jenem Tage zu ihren Eltern gegangen – den Weg zu Fuss von ihrer Wohnung um  die Ecke in der Heinrichstrasse, welche jetzt Jindrinska heisst. Da es sturmte und  zu Schneewehen kam, wagte sie wahrscheinlich den Rückweg nachhause in der Nacht  nicht mehr.  Als Geburtsort ist jedoch  wohl die Heinrichstrasse eingetragen.  
             
            Rilke wurde  in der katholischen Heinrichkirche am 19. Dezember 1875 getauft – und  zwar unter dem Namen René, Karl, Wilhelm, Johann, Josef, Maria, und nicht unter  dem uns heute geläufigen Namen Rainer.
             
            Damals war Prag die drittgrösste Stadt in der Doppelmonarchie  Österreich-Ungarns – eine Stadt, in der die Deutschen bzw. die Österreicher mit  etwa einem Viertel der Bevölkerung die adlige und bürgerliche Oberschicht  stellten. Die Stadt konnte sich rühmen, auch die Heimat anderer grosser  Schriftsteller deutscher Sprache  – Franz  Kafkas (1883-1924) und Franz Werfels (1890-1945) beispielsweise – zu sein.
             
            Böhmen  war die Heimat des Reformators  Jan Hus (1369-1415), des Komponisten Bedrich Smetana (1824-1884 – wir alle  kennen seine Tondichtung « Die Moldau » aus der längeren  musikalischen Betrachtung « Má  Vlast » , meine Heimat!).  Böhmen  war die Heimat des Komponisten Antonin Dvorak (1841-1904), der auch auf Reisen  ging und die grosse Symphonie der Neuen Welt komponierte. 
             
            Was  bedeutet nun  Heimat ?  Dieser Begriff bedeutet Geborgenheit, er  beinhaltet Seele, Kultur, Sprache, Geschichte, Erinnerung  – also Identität.  Zwar existiert der Begriff in anderen Sprachen,  z.B. auf französich gibt es die « terre natale » oder den  « foyer », auf Spanisch wird der Begriff der Patrie – patria – aus  dem lateinischen pater, also Vaterland -- gebraucht.  Auf Englisch verwenden wir etwa das Wort  « homeland ».  Aber diese Übersetzungen  enthalten nicht alle die Nuancen des deutschen Begriffes. Wenn wir die  tiefe Feinfühligkeit Rilkes kennen, wäre es ja kaum denkbar, wenn er sich zur  Heimat nicht geäussert hätte.
             
            Rilke liebte die Geheimnisse der magischen Kaiserstadt an der Moldau, so  reich an Geschichte, Geschichten und Persönlichkeiten.  Rilkes Wähnen wanderte in der Vergangenheit  Böhmens, in den Tagen des Fenstersturzes, des Dreissigjährigen Krieges  (1618-1648), des grossen Feldmarschalls Wallenstein, die ihn so sehr  imponierte.
             
            Rilke schätzte seine Erinnerung an die Heinrichsgasse, deren „blauen  Salon“ er sein Leben lang in sich trug:
             
            „Der Erinnrung ist das traute
            Heim der Kindheit nicht entflohn,
            wo ich Bilderbogen schaute
            im blauseidenen Salon...“
             
            Allerdings stand er seiner Mutter Sophie nicht allzu nahe und auch seine  Beziehung zum Vater Josef war eher formell, nicht herzlich.  Seine Eltern haben sich bereits 1884 geschieden, als  René 9 Jahre alt war.  
             
            Der einsame Junge – einziger Sohn der Familie, denn seine ältere  Schwerter war bereits verstorben, ehe Rene geboren wurde -- wuchs ziemlich  allein auf, immer träumerisch, in seiner eigenen Welt lebend. Bereits mit neun began  er mit dem Dichten – spielerisch alles ausprobierend – es war eben sein Spiel,  -- sagen wir vielleicht, wie heutzutage die Jungen die Videokonsole bedienen.
             
            Er veröffentlichte sein erstes Gedicht im Alter von 15 Jahren und seine  erste Gedichtssammlung in 1894 unter dem Titel   « Leben und Lieder »,  im Alter von 18 Jahren also.
             
            Während dieser erste Gedichtszyklus ziemlich unausgegoren war und Rilke selbst  ihn später aus seinem Werk verbannen wollte,   zeigen die « Larenopfer » bereits weitaus mehr Reife.  Sie wurden im Prager Domenicus Verlag zu Weihnachten  1895 veröffentlicht.  Er machte sie sich  sozusagen zur Feier seines 20. Geburtstages zum Geschenk
             
            Das Wort Heimat kommt 7  mal in den « Larenopfern »  vor.  Ein anderer Begriff, geistig  verwandt mit Heimat kommt sogar zehnmal vor – das Wort « Volk ». In der Tat ist der ganze  Zyklus eine Hymne an seine Heimat und an die dort lebenden Menschen – keineswegs  nur an jene seiner deutsch-österreischischen Mitbürger, sondern auch an die  Tschechen, Slovaken, Juden und Zigeuner, die dort ihr Dasein entfalteten. 
             
            Alle Anwesenden kennen sicherlich Rilkes zauberhaft schönes und doch  einfaches Heimatgedicht Volksweise –
             
            Mich rührt so sehr
            böhmischen Volkes Weise,
            schleicht sie ins Herz sich leise,
            macht sie es schwer.
             
            Wenn ein Kind sacht
            singt beim Kartoffeljäten,
            klingt dir sein Lied im späten
            Traum noch der Nacht.
             
            Magst du auch sein
            weit über Land gefahren,
            fällt es dir doch nach Jahren
            stets wieder ein.
             
            René war durch und durch Österreicher – dank seiner Ausbildung in der  Piaristen Schule auf der Herrengasse 1, im Zentrum Prags, und in der Militärakademie  in Österreich, durch die Kultur seiner Eltern und Grosseltern.  Jedoch war René kein engstirniger  Chauvinist.  Ganz im Gegenteil – denn er achtete  alle Menschen und schätzte ihre guten Eigenschaften – wie er sich tolerant und  kosmopolititisch in seinem Gedicht « In  Dubiis » offenbarte.  In diesem Gedicht öffnet er  sich allen Kulturen und verwirft den engen Nationalismus:
             
            Es  dringt kein Laut bis her zu mir
            Von  den Nationen wildem Streite,
            Ich stehe ja auf keiner Seite:
            Denn Recht ist weder dort noch hier.
            …
            Der erscheint mir als der Grösste
            Der  zu keiner Fahne schwört
            Und,  weil er vom Teil sich löste
            Nun  der ganzen Welt gehört…
             
            Daraus erkennen wir den jungen Pazifisten.  Aber er liebt doch schliesslich seine Heimat,  und endet sein Gedicht wie folgt :
             
            Ist sein Heim die Welt:  es misst  ihm
            doch nicht klein der Heimat Hort;
            denn das Vaterland, es ist ihm
            dann sein Haus im Heimatsort.
             
            In den « Larenopfer »  feiert René die alten Häuser Prags, vor allem das Haus seiner Grosseltern, auch  die Wohnung seiner Eltern auf der Heinrichgasse, und die Wohnung seiner Tante  auf der Wassergasse, alle im Zentrum Prags gelegen, in der Nähe des Staromesta  Namesti.  Er beschreibt mit Nostalgie die  engen Strassen der Kleinseite, der gemütlichen Mala Strana: 
             
            Alte Häuser,  steilgegiebelt,
            Hohe Türme voll  Gebimmel,
            In den engen Höfe  liebelt
            Nur ein winzig  Stückchen Himmel.
             
            Und auf jedem  Treppenpflocke
            Müde  lächelnd – Amoretten ;
            Hoch am Dache um barocke
            Vasen rieseln Rosenketten.
             
            Spinnverwoben ist die  Pforte
            Dort. Verstohlen  liest die Sonne
            Die geheimnisvollen  Worte
            Unter einer  Steinmadonne.
             
            Er  besingt die Fontänen Prags und bedauert die Modernität.  So in seinem Gedicht Brunnen:
             
            Ganz verschollen ist  die alte,
            holde Brunnenpoesie,
            da aus Tritons Muschelspalte
            eine Klare Quelle lallte,
            die den Gassen Sprache lieh.
             
            Abends bei dem  Röhrenkasten
            sammelte sich Paar um Paar,
            weil der Quelle lieblich glasten
            Und ihr Laut der  tiefgefassten
            Neigung süsses Omen  war.
             
            Was war geschehen?  Warum schweigt  der Gott?  Rilke übt nämlich Kritik an  die Moderne.  Tatsächlich ist es zu  bedauern, dass wegen der modernen Wasserversorgung die Mädchen nicht mehr brauchten,  zum Brunnen zu gehen, um Wasser für den Haushalt zu holen. Es mag bequem sein,  Wasser zu Hause aus der Hahn zu kriegen, doch Rilke protestiert im Namen der  Brunnenromantik, denn die Paare hatten deutlich weniger Gelegenheit, sich beim  Brunnen zu treffen.
             
            Rilke besingt die vielen Parkanlagen und beschreibt die Prager Blumenpracht :
             
            So im  Gedicht Frühling:
             
            Die  Vögel jubeln – lichtgeweckt—
            Die  blauen Weiten füllt der Schall aus,
            im Kaiserpark das alte Ballhaus
            ist ganz mit Blüten überdeckt.
             
            …
             
            Da  naht ein Lüftchen, fegt im Tanz
            hinweg  das gelbe Blattgeranke
            Und  legt um seine Stirn, die blanke,
            den  blauenden Syringenkranz.
             
            Rilke besingt auch die Theater Prags, wo zwei seiner frühen  Theaterstücke uraufgeführt wurden, beide mit heimatlichen böhmischen Themen: „Jetzt und in der Stunde unseres Absterbens“,  und  „Im Frühfrost“--  von einer  Berliner Truppe am Deutschen Volkstheater gespielt, sogar mit Max  Reinhardt. 
             
            Als andere Beobachter bereits festgestellt haben, schaffte René mit seinen  Larenopfer eine Art literarisches Vade  mecum für Prag, und so begleitet er den Besucher Prags mit Poesie zu den  Sehenswürdigkeiten.  Er beschreibt die Moldau und ihre  vielen Brücken, geschmückt mit Statuen von Heiligen –  die Jungfrau Maria, Wenzel, Neppomuk – den  Hradschin auf dem Laurenziberg, so viele Kirchen und Kloster und sogar  Friedhöfe  – den Wohlschan, die Malvasinka,  den jüdischen Friedhof mit dem Grab von Rabbi Löw.  René interessierte sich intensiv für die  Geschichte Böhmens, vor allem für die Zeit des Habsburger Kaisers Rudolf II  (1552-1612), für den Fenstersturz aus dem Hardschin, mit dem der 30-Jähriger  Krieg (1618-1648) begann.
             
            Im Gedicht  « Im Dome » malt er für uns die  reiche Veitskathedrale aus, mit dem subtilen Spiel des Lichtes von bunten  Fenstern, Kerzen, und Lampen.  Diese grossartige Kathedrale  bietet ihm Gelegenheit, Kontraste aufzuzeichnen und dabei eine Sozialkritik zum  Ausdruk zu bringen :
             
            Und  im Eck, wo Goldgeglaste
            Niederhangt  in staubgen Klumpen,
            Steht in Schmutz gehüllt und Lumpen
            Still  ein Kind der Bettlerkaste.
             
            Von  dem ganzen Glanze floss ihm
            In die Brust kein Fünkchen Segen …
            Zitternd,  matt, streckts mir entgegen
            Seine  Hand mit leisem: ‘Prosim!’
             
            René zeigt menschliche Sympathie für den jungen Bettler, wie er auch Zuneigung  für die Opfer in anderen Gedichten an den Tag legt.  Das Betteln war nämlich eine häufige  Erscheinung in den reichen Kirchen Prags.   Sympathie  und Melancholie ja, jedoch nicht Mitleid, und auch keine Überheblichkeit und  keinen Snobismus zeigte er dabei. Gerade dieses Sozialinteresse ermutige ihn dazu,  eine kostenlose literarische Zeitschrift zu produzieren, Die Wegwarte, von  der er drei Nummern herausgab und in Spilatern und anderen öffentlichen  Einrichtungen verteilte.
             
            Der Dichter liebte die Landschaft, die Prag umgab, -- wo er viele  Urlaube mit den Eltern, Tanten und Kusinen verbrachte.  Er liebte die deutschbesiedelten Städten und  Dörfer Böhmens und Mährens.  Schon mit  drei und ein halb Jahren hatte er einen Sommer in Konstantinsbad verbracht. In  1886, im Alter von zehn Jahren, wanderte er in der Umgebung von Bad Wartenberg,  in der Nähe der Burg Groß Rohosetz (zámek Hrubý Rohozec -Sedmihorsky).  Als gestandener Schriftsteller hat er im Jahre  1899 diese Gegend als Rahmen für seinen Roman Teufelsspuk gewählt.  Im Sommer 1892 verlebte René schöne  Urlabswochen im Norden Böhmens, bei Schönfeld und Böhmisch Kamnitz in der Nähe  von Tetschen.  Als er die Ruinen der Burg  besichtigte, liess er sich durch die alte Erde, die Wälder, die Täler  inspirieren.  Diese Eindrucke fanden  ihren Niederschlag bereits in seinem ersten Gedichtszyklus  « Leben und Lieder ».  Er liebte es vor allem, mit seiner Cousine Helena  von Kutschera-Woborsky spazieren zu gehen. Helena war die Tochter seiner Tante  Gabriele Rilke, einziger Schwester seiners Vaters Josef Rilke.  In der Tat lebte René seit 1892 bei seiner  Tante Gabriele, nachdem seine Eltern sich hatten scheiden lassen und seine  Mutter Phia nach Wien gezogen war.  Er  wanderte mit Helena durch die Felder von  Smichow, am linken Ufer der Moldau -  bis hoch zur Villa Koulka, wo sich ein volkstümliche Restaurant  befand.
             
            Bunt und selig, Bursch und Holka,
            Glück und Sonne im Gesicht!
            Sommertage auf der „Golka“
            und die Luft war voller Licht...
             
            Hier  sehen wir den heranwachsenden René voller Begeisterung und Freude.  Auf der Villa Koulka konnte er nicht nur  saubere Luft sondern auch Licht und Leben einatmen, und die glücklichen  Gesichter der jungen Mädchen -- die Holkas  - bewundern. Mit demselben Enthusiasmus schreibt er über einen Sonntag im  Dorfe, im Restaurant Kravin in Vinohrad bei Prag, dessen Terrasse stets belebt  war
             
            … des Burschen Hand, so hart von Schwielen,
            drück die des blonden Mädchen traut:
            bierfrohe Musikanten spielen
            ein Lied aus der „Verkauften Braut“
             
            Obwohl René dem deutschen Kulturkreis angehört, liebt er auch die  tchechische Kultur und ihre Musik -- Die Verkaufte  Braut, Prodaná Nevestá, ist die berühmteste Oper des Bedrich  Smetana, ein folkloristisches Werk, das das Landleben und die Traditionen der Tschechen  würdigt, eine Heimatoper, die ihre Urauffühgrung 1866 in Prag erlebt hatte, und die René besonders schätzte.  
             
            René hat neun Jahre tschechish gelernt – zunächst in der Piaristen  Schule, und dann noch während seiner Jahre in der Militärschule in St. Polten  und in Mährisch Weisskirchen.  Er erhielt die besten Noten in tschechisch  und seine Kontakte mit den tschechischen Menschen und ihrer Kultur waren  intensiv. Er begeisterte sich für die Heimatdichtung des Jaroslav Vrchlický und  vor allem von Josef Kajetán Tyl.  Wir  bemerken, dass im Tschechischen der Begriff Heimat mit dem Wort domov ausgedruckt wird, und dass die tschechische Nationalhymne eben Kde  domov muj heisst (Wo ist  meine Heimat?) nach einem Gedicht von Josef Kajetán Tyl (1808-1856).
             
            In den Larenopfern entdeckt  man, dass Rilke sich slavische Worte bedient, und gerne slavische Themen zu  Gegenstand seiner Gedichte macht, so in “Trotzdem”, wo er auf die Legende des Dalibor bezug nimmt.  Zweimal weist er uns auf  das Lied   « Kde domov muj » --  im letzten Gedicht des Zyklus, “Das  Heimatlied”, und dann auch im historischen Gedicht  « Kajetán Tyl », wo er den Dichter  Tyl feiert, der sein Lebenlang im Armut lebte, und doch seine Heimat Böhmen  über alles liebte.  Rilke kommentiert: 
             
            « Wen die Musen lieben,
            dem gibt das Leben nicht zuviel »
             
            Im Sommer 1895 besuchte René die  « Tschechoslawische  Ethnographische Ausstellung » die vom 16. Mai bis zum 28. August 1895 im Baumgarten, (heute  Parc Stromovka) im Norden Prags veranstaltet wurde.  Die kleine Bude Kajetán Tyls wurde  rekonstruiert, dort, wo Tyl Kde domov muj geschrieben hatte. Sogar Kaiser Franz Josef war aus Wien gereist, um die  Ausstellung zu besuchen.
             
            Im Gedicht Das Volkslied  feiert René die Begabung der böhmischen Jugend
             
            Die Liebe und die Heimat Schöne
            drückt ihm den Bogen in die Hand,
            und leise rieseln seine Töne
            wie Blütenregen in das Land.
             
            René beschreibt auch gern manche Spaziergänge mit seiner Jugendliebe  Valérie von David-Rohnfeld, Nichte des romantischen tschechischen Dichters  Julius Zeyer (1841-1901).  Mit Vally geht er auf Entdeckungstouren durch die Prager  Umgebung.  Mit ihr nimmt er den  Moldaudampfer, besucht Kirchen und Kloster, etwa die Kirche des Sankt Gallus in  Königssaal und das Zbraslav Kloster aus dem 16. Jahrhundert, auch die Kirche in  Slichow aus dem 13. Jahrhundert, den Heiligen Philip und Jakob gewidmet.  
             
            In seinem Gedicht « Unser  Abendgang » beschreibt er eine Wanderung im Nusletal unter dem  milden Licht des Spätnachmittags, als er und Vally bis zum Karlshof Kloster  kletterten. Der Onkel Julius, der René gewissermasser unter seine Fittiche genommen  hatte, gab ihm seine drei Legenden des Kruzifix – in tschechischer Sprache.  Bei Retourkoutsche widmete René ihm ein  Gedicht:
             
            Dein Volk tut recht, -- nicht voll von wahngeblähter
            Vergangenheit, die Hand im Schooß zu tragen,
            es kämpft noch heut und muß sich tüchtig schlagen,
            stolz auf sich selbst und stolz auf seine Väter.
             
            Obwohl katholisch erzogen, war René dem Protestantismus aufgeschlossen gegenüber.  So beschäftige er sich mit den Gedanken des  Reformators Jan Hus, der vom Konstanzer Konzil 1415 als Ketzer verurteilt und  verbrannt wurde.
              
            Der, den das Gericht verdammte,
            war im Herzen tief und rein,
            überzeugt von seinem Amte,
            und der hohe Holzstoss flammte
            seines Ruhmes Strahlenschein.
             
            Für einen jungen Österreicher seiner Zeit hatte Rilke hier in poetischer  Form offen provoziert, -- hatte sich, um es im heutigen Jargon auszudrücken,  politisch inkorrekt verhalten.Er strebte nämlich eine Symbiose der Deutschen  und Tschechen in Böhmen und Mähren an.  Auch  nachdem René Prag verlies, um sein Studium in München fortzusetzen, bediente er  sich tschechischer Themen, etwa in seiner Kurzgeschichte Frau Blahas Magd, die er 1898 in München verfasste.  Ein Jahr danach veröffentliche er « Zwei  Prager Geschichten »,  die erste, König Bohusch, ein  Kriminalroman mit einer gewissen Kafkaesken Atmosphäre.  In der zweiten Geschichte, Die Geschwister, beschrieb Rilke das Leiden einer  armen tschechischen Familie, die vom Lande kommend, sich in der grossen Stadt  niederlässt.  Er bereitet uns ein “happy  end”, denn das junge Mädchen aklimatisiert sich gut, lernt deutsch beim Apotheker  und dieser lernt tschechisch bei ihr.   Mit dieser Parabel wollte Rilke auf das Positive des Zusammenlebens der  Deutschen und Slawen erinnern. 
             
            Keiner ist auf die  Idee gekommen,  « Die Weise von  Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke » (1904) als Heimatdichtung  zu bezeichnen.  Jedoch ist dieses einzigartige  Gedicht wohl in gewissem Sinne ein patriotisches Gedicht.  So im Brief des jungen Cornets an seine  Mutter schreibt der Soldat aus Langenau:
             
            Meine gute Mutter,
            seid stolz:  ich trage die Fahne,
            seid ohne Sorge: ich trage die Fahne,
            habt mich lieb: ich trage die Fahne.
             
            
            
            Die Weise vom Liebe und Tod des  Cornets war ein grosser Erfolg und verkaufte sich in mehr als einer Million  Exemplaren.  Viele deutsche und  österreichische Soldaten hatten das Gedicht bei sich, als sie in den ersten  Weltkrieg zogen.  Unwillkürlich denkt man  auch an Erich Maria Remarques Roman “Im Westen Nichts Neues” und an den jungen  Soldat Paul Bäumer, der wie der Cornet ebenfalls im Krieg fiel.  Und doch – habent sua fata libelli – Bücher haben eigene Schicksale – wurde  der Cornet auch von der Kriegspropaganda im ersten Weltkrieg eingesetzt, um Heldentum  zu fördern.
             
            Rilke war ein  Suchender.  Er suchte vor allem die eigene  Identität.  War er nun Prager-Deutscher,  Böhme, Österreicher, Tscheche, Schweizer ?   Für manche Leute bedeutet Heimat eben die Sprache.  Nur las Rilke und sprach ausser Deutsch auch  Tschechisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Russisch, Latein.  Identität ist auch der Name, den man führt.
             
            Im Sommer 1897, als Rilke nicht mehr in Prag sondern in München lebte,  hat er sich entschlossen, seinen Namen zu ändern.  Als « René »  war er getauft worden.  Jedoch überzeugte ihn seine grosse Liebe, Lou  Andreas-Salomé, dass er fortan Rainer heissen müsse.  Daraufhin änderte er seinen Namen und sogar  seine Schreibweise. 
             
            Nicht mehr René, der junge Heimatdichter -- Rainer war nun Reisende –  durch Deutschland, Russland, Frankreich, Italien, Schweden, Spanien und  schliesslich durch die Schweiz, dessen Staatsangehörigkeit er anstrebte, ehe er  im Dezember 1926 im Alter von nur 51 Jahren starb.  
            
            Bereits in Jahre 1902 brachte Rilke in einem Gedicht in der Sammlung  « Buch  der Bilder » seine Eigenschaft als Wanderer und seine tiefe  Einsamkeit zum Ausdruck:
             
            Ich habe kein Vaterhaus
            und habe auch keines verloren;
            meine Mutter hat mich in die Welt hinaus
            geboren.
            Da steh ich nun in der Welt und geh
            in die Welt immer tiefer hinein,
            und habe mein Glück und habe mein Weh
            und habe jedes allein ...
             
            Der  erste Weltkrieg hat ihn künstlerich und seelisch schwer getroffen.  Jahrelang  konnte er nicht schreiben.  Er suchte Ruhe,  Geborgenheit, eine neue Heimat.  Er fand sie  zunächst in Soglio in Graubünden, dann in Wallis.  
             
            Ich  komme zurück auf sein Gedicht «  In Dubiis » aus den « Larenopfer » wo er sich über den Patriotismus äussert. Für Rilke bedeutet Vaterland ein Ort der Trautheit, der Intimität 
             
            Ist sein Heim die Welt; es misst ihm
            doch nicht klein der Heimat Hort;
            denn das Vaterland, es ist ihm
            dann sein Haus im Heimatsort.
             
            In diesem Sinne war der Château de Muzot bei Sierre sein Haus und das Wallis  sein Vaterland geworden.
             
            In diesem Sinne auch verstehen wir die wunderbaren Gedichte, die er in  französischer Sprache verfasste.  Ich  habe vergessen, Ihnen mitzuteilen, dass der junge René vornehmlich französich  mit seiner Mutter Phia sprach.  Erinnern  wir uns auch, wie viel französich bei Hugo von Hofmannthal in „Der  Rosenkavalier“ vorkommt.  Erinnern wir  uns nebenbei auch daran, dass bis weit in das 19. Jahrhundert hinein das  Französische in den gehobenen Ständen ganz Europas intensiv gepflegt wurde, und  dass sogar Friedrich der Grosse sein Testament in französischer Sprache  verfasste.
             
            Rilke war also in der fanzösischer Sprache vollkommen zu Hause.  Französisch war die Sprache, die er jahrelang  in Paris sprach, als er Sekretär von Auguste Rodin war.  Darum sollen wir nicht erstaunen, dass er  auch in französisch dichtete.   Erstaunlich ist nun die Quantität und vor allem die Qualität der  Gedichte – mehr als  400 Gedichte in  mehreren Sammlungen, wie  – les Vergers,  les Roses, les Fenêtres, les Quatrains Valaisans. 
             
            Als die 59 Gedichte des Zyklus « Vergers » im Jahre  1924 erschienen, gestand uns Rilke, dass er das Gefühl empfand, dem Kanton  von Wallis ein Zeugnis seiner Dankbarkeit abzulegen, für alles was ihm das Land  und die Menschen ihm gegeben hatten.  Er  verfasste das erste Gedicht der  Vergers (Obstgärten) im Februar 1924,  zwei Jahre nach der Vollendung der Duineser Elegien.  Auch hier treffen wir Engel, die wir von den  Elegien kennen :  
             
            Ce soir mon cœur fait  chanter
            des anges qui se  souviennent…
            Une voix, presque  mienne,
            par trop de silence  tentée,
             
            monte et se décide
            à ne plus revenir
            tendre et intrépide,
            à quoi va-t-elle  s’unir ?
             
            und nun eine Prosaübersetzung von Rätus Luck,
             
            Heute abend macht mein Herz
            Engel singen, die sich erinnern…
            Eine Stimme, fast meine
            Durch zuviel Stille versucht.
             
            steigt auf und entschliesst sich,
            nicht mehr wiederzukehren;
            zart und unerschrocken,
            womit wird sie sich vereinen?
             
            Endlich könnte Rilke wieder Landschaften besingen, wie der junge René in  Böhmen getan hatte.  Der nunmehr reife  Rainer konnte nun mit reinem Herzen Heimatdichtung schreiben, so in den  “Quatrains Valaisans “ (Die Walliser Vierzeiler):
             
            Chemins qui ne mènent  nulle part
            entre deux prés,
            que l’on dirait avec  art
            de leur but  détournés,
            chemins qui souvent  n’ont
            devant eux rien  d’autre en face
            que le pur espace
            et la saison. »
             
            Und nun die Prosaübersetzung von Rätus Luck:
             
            Wege, die nirgendwohin führen
            Zwiwschen zwei Wiesen,
            von denen man meinen könnte,
            sie seien kunstvoll von ihren Ziel weggebogen,
             
            Wege, die oft vor sich
            kein anderes Gegenüber haben
            als den reinen Raum
            und die Jahreszeit.
             
            Hören wir nun den zweiten Vierzeiler:
             
            Pays, arrêté  a mi-chemin
            entre la terre et les  cieux,
            aux voix d’eau et  d’airain
            doux et dur, jeune et  vieux,
             
            comme une offrande  levée
            vers  d’accueillantes mains :
            beau pays achevé,
            chaud comme le  pain !
             
            Und die Übersetzung von Rätus Luck:
             
            Land, angehalten auf halben Wege
            Zwischen der Erde und den Himmeln,
            mit Stimmen von Wasser und Erz,
            sanft und hart, jung und alt.
             
            Wie eine Opfergabe, emporgehoben
             zu empfangenden Händen
            schönes, vollendetes Land,
            warm wie das Brot!
             
            In diesem kurzen Gedicht  erkennen wir die wahre Opfergabe Rilkes an  die schwytzer Laren des Kanton Wallis.
             
            Hören wir noch Quatrain Nummer 6 mit seiner impressionistischen Bildhaftigkeit.  Wie er an seiner schweizerischen Freundin Nanny Wunderly-Volkart erklärte, bewiesen  diese Quatrains, wie tief in seiner  Seele der Wallis eingegangen war :
             
            Pays silencieux dont  les prophètes se taisent,
            pays qui prépare son  vin ;
            où les collines  sentent encore la Genèse 
            et ne craignent pas  la fin !
             
            
            qui, obéissant à  l’été,
            semble, autant que le  noyer et que l’orme,
            heureux de se répéter  -- ;
             
            Pays dont les eaux  sont presque les seuls nouvelles,
            toutes ces eaux qui  se donnent,
            mettant partout la  clarté de leurs voyelles
            entre tes dures  consonnes !
             
            Und nun eine Übersetzung in Prosa :
             
            Stilles Land, von dem die Propheten schweigen,
            Land, das seinen Wein bereitet;
            Wo die Hügel noch die Schöpfung fühlen
            Und das Ende nicht fürchten!
             
            Land, zu stolz, um zu ersehnen,
            was verwandelt, das, dem Sommer gehorschend,
            glücklich scheint wie der Nussbaum und die Ulme,
            sich zu wiederholen …
             
            Land in dem die Wasser fast das einzig Neue sind,
            all diese Wasser, die sich schenken,
            überall ihrer Vokale Klarheit
            zwischen deine harten Konsonanten fügend!
             
            Also, ich glaube, wir dürfen nach dem bisher Gesagten feststellen:  Rainer Maria Rilke verdient es, ein Heimatdichter genannt zu werden.  Denn was ist eigentlich ein Heimatdichter?  Gewiss jemand der über seine Heimat dichtet,  über die Kirchen und Brücken und Brünnen, über die Flüsse und  Landschaften.  Dies hat Rilke getan – in  Böhmen und im Wallis.  Aber gewiss war  Rilke kein Heimatdichter im Sinne von Hermann Löns (1866-1914 – in Frankfreich  gefallen), Romanschreiber (Das zweite  Gesicht, Dahinten in der Heide), und Poet der Lüneburger Heide und des  Naturschutzes.  Es gab und gibt viele  Heimatdichter.  Jeder ist es auf seine Art, -- sui generis.  Rilke ist eher geistig verwandt mit einem  anderen Dichter, der ebenfalls Böhme Adalbert Stifter (1805-1868), geboren in Oberplan (jetzt Horní Planá),  Autor nicht nur stimmungsvoller Romanen des Böhmerwaldes sondern auch von  historischen Romanen wie Witiko und anderen durchaus lesenswerten Werken wie Der Hochwald und Der Nachsommer.  
             
            Man merkt aber, dass Rilke die böhmische Mundart in seiner Dichtung  nicht verwendet, obwohl er ab und zu  tschechische Worte einsetzt.  Auch  wenn er sich Dialekte nicht bediente – wie so viele Heimatpoëten, -- beweisen  seine Werke die tiefe Zuneigung, die er für die Landschaften empfand, wo er  aufgewachsen war und wo er gerade lebte.
             
            Der deutsche Schriftsteller Arnold Bauer behauptet, Rilke habe keine Heimat gehabt:   « Rilke war heimatlos, ein ‘Vaterlandsloser’ ohne festen Sitz und  bürgerliche Existenz.  Er war ein Leben  lang ein Suchender.  Unrast trieb ihn  durch fast alle europäischen Länder. Bis zuletzt bliebt er ruhelos ...“ usw.  Peter Demetz, auch ein deutscher  Schriftsteller, will uns erklären:  „René war  heimatlos in seiner Heimat“.  
             
            Ich dagegen meine, dass Rilke einen starken Sinn für Geborgenheit,  Trautheit, also Heimat besass, und dass er die Landschaften liebte und die  Menschen, die diese Landschaften belebten und Kultur stifteten.  
             
            Für den jungen René war Böhmen Heimat. Für den reifen Rainer war der  Wallis Heimat, die ihm die Kraft verleih, die Duineser Elegien zu beenden und die Sonetten an Orpheus zu verfassen.   Dort im Château de Muzot schrieb er seine wunderschönen französischen  Gedichte.  Er wollte sich verwurzeln,  aber die Welt hatte sich gründlich verändert – vor allem durch und nach dem Ersten  Weltkrieg, den er so ablehnte.  Vielleicht  dürfen wir die bekannte Maxime zitieren « ubi bene, ibi patria »  Dort, wo man sich wohl fühlt, dort ist die  Heimat. Dies hat  sogar Rilke in der siebten Elegie sehr schön zum Ausdruch gebracht:  « Hiersein ist herrlich. »  Für Rilke war Wallis Hiersein und herrlich und Heimat.
             
            Rilke hat dafür gesorgt, dass er in Wallis begraben wurde.  Wo denn sonst?  Denn diese Landschaft war seine letzte  Heimat.  Nach dem Ersten Weltkrieg konnte  seine Vater- und Geburtstadt Prag nicht mehr Heimat sein, denn das von Rilke  angestrebte Zusammenleben der Deutschen und Tschechen war zerstört. Prag war  ihm fremd geworden.  Rilke ist am 29. Dezember 1926 in der Klinik von Valmont bei Montreux an  Leukämie verstorben.  Begraben wurde er  im Wallis, an der katholischen Dorfkirche auf dem Hügel über Raron, mit dem herrlichen  Blick über das Tal der Rhone - und mit dem berümten Epitaph 
             
            « Rose, O reiner Widerpruch.   Lust, niemandes Schlaf zu sein, unter so viel Lidern. »
             
            Diese Grabschrift hätte aus dem XIX Sonett an Orpheus kommen können:
             
            Nicht sind die Leiden erkannt,
            nicht ist die Liebe gelernt,
            und was im Tod uns entfernt,
            ist nicht entschleiert.
            Einzig das Lied überm Land
            heiligt und feiert.
             
            Meine  Damen und Herren,
             
            Ich hoffe Sie haben diese kurzen Reflexionen so empfunden, wie ich sie  verstanden wissen möchte, nämlich als eine Einführung in eine bisher kaum  behandelte Facette der vielschichtigen Persönlichkeit und Schaffens Rainer  Maria Rilkes.  Es gibt noch sehr vieles  über diesen Dichter und sein Werk zu erforschen.  Er hat uns noch viele Überraschungen zu  bieten.  Rilke zu erfragen und zu  erforschen bleibt ein wunderbares Abenteuer.
             
            Als  letztes erlauben sie mir noch eine persönliche Bemerkung:  Bei uns in der Schweiz sind viele Strassen  nach Rilke benannt.  Dasselbe gilt für  Deutschland und Österreich – sogar in Spanien, wo Rilke auch lebte, gibt es  Rilkestrassen, Rilkewege, Rilkeplätze.  Jedoch ist keine einzige Rilkestrasse in  Prag, nicht einmal eine Tafel in der Herrengasse, in der Heinrichsgasse, in der  Wassergasse, kein Park ist  nach ihm benannt,  kein Brunnen, kein Platz, kein Museum, und es findet sich nirgendwo eine Büste  des Dichters.  Und doch gilt: 
             
            Er war einer der grössten Söhne Prags. 
             
            Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. 
             
            (c) Professor Dr.  iur. et phil. Alfred de Zayas
            Geneva School of  Dilomacy
            Mitglied,  Internationale Rainer Maria Rilke Gesellschaft, Sierre, Wallis
            President, PEN  Centre Suisse romand/PEN International
            zayas@bluewin.ch                     www.alfreddezayas.com
            
              
                
              
              
                
              
              
                
              
              
                
              
              
                
              
              
                
              
              
                 Das Gedicht kommt in Tyls Theaterstück Fidlovacka (1834) vor.