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Bayernkurier 23. Juli 2005, S. 10

Das unbewältigte Erbe der Potsdamer Konferenz

Noch 60 Jahre danach wird die Verantwortung für die Vertreibung verschleiert

Von Alfred de Zayas

- Die Potsdamer Konferenz war
keine Friedenskonferenz und
wollte auch keine sein. Trotz
der weitreichenden Beschlüsse
der Sowjetunion, der USA und
Großbritanniens wurde kein
völkerrechtliches Abkommen
und erst recht kein Friedensvertrag
geschlossen, sondern lediglich
ein Protokoll unterzeichnet.
Erstaunlich ist, dass Frankreich
nicht eingeladen war, obwohl es
die Berliner Viermächte-Erklärung
vom 5. Juni 1945 mit unterzeichnet
hatte. Darin hatten die
Alliierten feierlich die oberste
Regierungsgewalt über Deutschland
"innerhalb seiner Grenzen,
wie sie am 31. Dezember 1937
bestanden" übernommen.
Als Prinzipien für die Nachkriegsordnung
galten in Potsdam
weder die humanitär hochstehende
Atlantik-Charta von
1941 noch das Selbstbestimmungsrecht
der Völker. Dies erinnert
an den Umgang mit den
"14 Punkten" von US-Präsident
Wilson von 1918, die bei den
Pariser Friedensverhandlungen
im Jahr darauf auch keine Rolle
mehr spielten.
Berlin 1945 war ein Trümmerhaufen,
Potsdam auch. Aber das
schöne Schloss Cäcilienhof war
vom alliierten Bombenkrieg
unberührt geblieben. Die Konferenz
begann am 17. Juli. Stalin
und Molotov kamen, der neue
US-Präsident Truman und sein
Außenminister Byrnes, sowie
eine erweiterte britische Delegation
- Churchill und Eden,
die dann am 25. Juli abgewählt
wurden, und ihre Nachfolger
Attlee und Bevin.
Die Konferenz endete am
2. August mit einem 14-Punkte-
Protokoll. Besonders langfristige
Folgen hatten die Artikel VI
über Königsberg und Ostpreußen,
IX über die provisorische
Westgrenze Polens und XIII
über die "ordnungsgemäße
Überführung" der im Osten
verbliebenen Deutschen.
Seitdem ist genug Unsinn über
Potsdam geschrieben worden.
Viele seiner Artikel werden heute
noch bewusst falsch ausgelegt.
Beispielsweise versuchen Polen
und Tschechien, die Hauptverantwortung
für die Vertreibung
auf die Alliierten abzuwälzen.
Tatsache ist aber, dass Polen
und die Tschechoslowakei - genauer:
ihre jeweiligen Moskauhörigen
Regierungen - in engem
Zusammenwirken mit Stalin bereits
Monate vor "Potsdam" mit
der Vertreibung der Deutschen
begonnen hatten. Millionen waren
verjagt oder ermordet worden,
als Artikel XIII den Stopp
dieser Aktionen verfügte, bis der
alliierte Kontrollrat über weitere
"Bevölkerungstransfers" entscheiden
würde.
Die Welt "nach Potsdam" hat
sich tiefgreifend verändert, vor
allem mit der historischen Wende
von 1989 und der Ost-erweiterung
der EU im Jahr 2004.
Geblieben ist die noch nicht bewältigte
Verantwortung Polens
und Tschechiens für die größte
Vertreibung der Geschichte.

- BILD.
- Professor Dr. Alfred de Zayas
lehrt an der Geneva School of Diplomacy.
Er ist Autor des Buches
"Die Nemesis von Potsdam",
Herbig Verlag 2005.

Copyright ©2004-2006 Alfred De Zayas. All contents are copyrighted and may not be used without the author's permission. This page was created by Nick Ionascu.